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Sustainability

Sustainability Managerin im CERVO

28.01.2022

Madeleine Dias de Rezende ist seit über zwei Jahren Managerin für nachhaltige Entwicklung im CERVO Mountain Resort. Den Grundstein für ihre künftige Tätigkeit legte sie auf einer Reise nach Australien, wo sie die Permakultur kennen lernte – einen Ansatz zur Entwicklung autarker landwirtschaftlicher Ökosysteme. Sie reiste nach Südamerika, wo sie mehr über die Lieferkette der Viehzucht erfuhr, und verbrachte einen aufschlussreichen Aufenthalt in Indien. „Ich habe gesehen, wie perfekt unsere Umwelt von sich selbst aus ist und wie wir sie durch so viel Unwissen zerstören.“ Sie traf Studenten von Ernst Götsch, einem Schweizer Forscher, der für seine Arbeit im Bereich der regenerativen Agroforstwirtschaft bekannt ist. Parallel hierzu studierte sie nachhaltige Betriebswirtschaftslehre. „All diese Dinge waren für mich Teile eines grossen Puzzles.“

Zum richtigen Zeitpunkt landete sie im CERVO. Das Hotel stand vor einer umfassenden Renovierung, die eine Überarbeitung des Engagement für Nachhaltigkeit mit sich brachte. Daniel F. Lauber, der Gründer des Hotels, beauftragte Madeleine damit, diese Visionen in die Tat umzusetzen. Seitdem hat das Hotel beeindruckende Fortschritte gemacht, die Gold Zertifizierung von ibex fairstay erhalten und ein inspirierendes Speise- und Getränkeprogramm entwickelt, das einen blühenden Kräutergarten, ein vegetarisches Restaurant, ein hyper-lokales Schweizer Restaurant und ein italienisches Restaurant mit hausgemachter Pasta umfasst.

Madeleine, was sind deine Aufgaben als Nachhaltigkeitsverantwortliche im CERVO?

Ich habe das grosse Glück, dass mein Aufgabenbereich abteilungsübergreifend ist und sehr projektorientiert. Einen standardisierten Arbeitsalltag gibt es für mich nicht. Je nach dem was für Impulse von Kollegen oder Partnern kommen oder eigene Ideen anstehen, hab ich darauf den Fokus. Beispielsweise sind wir gerade dran, mit MyClimate eine umfassende CO2 Bilanz zu erstellen um herauszufinden, wo unsere grössten Schwachstellen liegen, um diese in Zukunft optimieren zu können. Auch die Kommunikation mit unseren Gästen/ Partnern und Mitarbeitern hat gerade hohe Priorität.

Das grösste und umfassendste Projekt war sicher die Zertifizierung des Hotels mit dem Öko Label ibex fairstay. Sonst gehören zu meinen Aufgaben das Überprüfen der Wertschöpfungskette und das Recherchieren nach Alternativen, sollte ein Produkt nicht mehr unseren Ansprüchen genügen.

Das Schulen der Mitarbeiter und Interviews zum Thema sind auch keine Seltenheit. Wenn dann noch Zeit bleibt, bin ich immer auf der Suche nach neuen Ideen und in stetigem Kontakt zu unseren Partnern, wie beispielsweise MyClimate, SlowFood und MitMänsch oder ich widme mich dem Implementieren eines Kräutergartens auf unserer Madre Nostra Terrasse.

Wie wichtig ist in deinen Augen das Zertifizieren von Hotels?

Durch das Zertifizieren von Hotels haben Gäste die Möglichkeit die Hotels besser zu vergleichen. Wem bewusstes Reisen wichtig ist, der kann ohne grossen Aufwand sehen, welches Hotel in eine enkeltaugliche Zukunft investiert.

Auch wenn die Nachhaltigkeit momentan im Trend ist, was sicher durch Covid-19 bestärkt wurde und immer noch wird, gibt es doch viele Unterschiede im Engagement. Und eine ganzheitliche Betriebsführung, die neutral geprüft wurde, unterscheidet sich im Gesamten doch von einem Betrieb, der auf Strohhalme verzichtet.

Basis für die gelebte Nachhaltigkeit ist und bleibt jedoch die Sensibilisierung Aller – und auch dafür ist eine Zertifizierung ein wertvolles Hilfsmittel.

Was glaubst du, warum scheuen sich Hotels noch vor einer Zertifizierung?

Ich denke, das erste Hindernis ist der Label-Dschungel, der Vieles unübersichtlich macht und oft auch verunsichert.
Dazu kommen sicher die Kosten, welche eine Zertifizierung und die daraus resultierenden Massnahmen, mit sich bringen.

Aber auch die Angst, in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt zu werden.

Kommen nachhaltig wirtschaftende Hotels besser durch Krisen, wie die aktuelle Corona Krise?
Diese Frage ist für mich schwer zu beantworten, da die nachhaltige Komponente im CERVO erst jetzt, also nach der Zertifizierung, wirklich kommuniziert wird und wir daher noch keinen Vergleich zwischen vorher und nachher ziehen können.

Dass aktuell viele internationale Gäste nicht in die Schweiz reisen können, ist ein Problem, das alle Hoteliers gleichermassen haben und auch das CERVO sehr trifft. Aber natürlich ist ein etwas kleineres, familiengeführtes Hotel stabiler aufgestellt als die grossen Grandhotels, welche auf Reisegruppen angewiesen sind. Auf der anderen Seite stösst ein Familienbetrieb irgendwann an seine Grenzen und hat keine Grossaktionäre im Rücken.

Beim Thema Lieferausfall sind wir sicher besser aufgestellt, da wir unsere Produkte überwiegend aus der Region beziehen und immer in engem Kontakt zu unseren Lieferanten stehen.


Sustainability Managerin Madeleine Dias de Rezende

Möchten die Gäste etwas über eure Nachhaltigkeitsbemühungen erfahren?

Wenn ein Gast offen für ein Gespräch ist, ist das schön. Unser Wasser läuft durch einen Osmosefilter und kommt aus einem Wasserhahn. Wenn wir den Gästen die Karaffe bringen, sagen sie oft: „Oh, es ist offen!“, und ich kann ihnen erklären, dass es sich um frisches, gefiltertes Wasser aus Zermatt handelt. Zehn Prozent unserer Wassereinnahmen fliessen in Sanitärprojekte auf der ganzen Welt. Und wer trinkt nicht gerne Gletscherwasser? Das ist ein Privileg. Wenn jemand Lust hat, können wir uns eine halbe Stunde lang unterhalten. Geschichtenerzählen macht Spass. Ich liebe es.

Was ist einer der kreativsten Lösungsansätze, die du in einem Hotel kennenlernen durftest?

Ich finde es faszinierend, wenn Unternehmen, Haushalte oder andere Systeme es schaffen, Kreisläufe zu schliessen. Auch immer mehr Hotels versuchen sich daran. Ein super Beispiel ist das Gaia Hotel in Basel, das durch unterschiedliche Massnahmen bemüht ist, in Richtung „Zero-Waste“ zu gehen. Eine der Massnahmen dort ist z.B. das Spenden von Kaffeesatz an ein Urban-Farming Projekt, welches wiederum Edelpilze auf dem Kaffeesatz züchtet.

Wie geht es weiter (Zukunftspläne) im CERVO?

Es gibt noch so viel zu tun. Wir sind beispielsweise stetig dabei, unsere Lieferanten zu prüfen und zu schauen, welche Produkte wir ersetzen oder ergänzen können. Auch die Kommunikation mit Mitarbeitern, Lieferanten und Gästen ist ein fortlaufender Prozess. Und wie schon angesprochen, die CO2 Bilanzierung in diesem Frühling wird sehr spannend, da wir dann genau wissen, wo wir ansetzen müssen.

Längerfristig wollen wir im CERVO Schritt für Schritt in Richtung „Zero-Waste“.

Mehr zu Sustainability im CERVO gibt’s auf unserer Website.

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